Senzeprofil: Sportklettern
Intro
Sportklettern in seiner heutigen Form ist kein Risikosport – es findet überwiegend in so genannten ‘Klettergärten’ oder in Kletterhallen statt, deren technische Ausstattungen in der Regel gefahrloses Klettern gewährleisten. Der Reiz des Kletterns beruht also nicht auf dem immer wieder unterstellten Adrenalin-Kick beim Eingehen hoher Risiken. Die Faszination resultiert vielmehr aus der Synthese vieler Erlebnis-Dimensionen zu einem komplexen Erlebnis-Insgesamt. Dabei spielen die Intensität von Körpererfahrung und der Spaß am eigenen Bewegungs-Können eine zentrale Rolle.
History
Seine frühen Wurzeln hat das heutige Sportklettern sicherlich im traditionellen Bergsteigen. Während der Zielpunkt bergsteigerischer Aktivitäten der Gipfel eines Berges war und ist, konnte sich im Elbsandsteingebirge bei Dresden – in Ermangelung solcher Zielpunkte – eine andere bergsteigerische Disziplin, die Kletterei, ihren Weg bahnen, deren wesentlichstes Kennzeichen mit dem Slogan ‘Der Weg ist das Ziel’ umrissen werden kann. Schon in den 1930er Jahren wurde damit das Augenmerk mehr auf den Stil der Kletterei als auf die Erreichung eines (Gipfel-)Zieles gerichtet.
Wesentliche Impulse hat das moderne Sportklettern im amerikanischen Yosemite-Valley (Kalifornien) erfahren: Ende der 1960er Jahre entdeckten kalifornische Studenten in diesem Sport die Möglichkeit, ihrer Lebenseinstellung – nämlich die Verweigerung von Leistungserbringung im bürgerlichen Sinne – Ausdruck zu verleihen. Die sich entwickelnde Szene im so genannten ‘Camp IV’ (dem dortigen Zeltplatz) wurde in Kletterkreisen nicht zuletzt des zelebrierten Aussteiger-Lebensstiles wegen weltberühmt und fand ab den 1970er Jahren auch in Deutschland Verbreitung.
Allerdings war in Deutschland das Klettern noch weitgehend dem Bergsteigen verpflichtet und konnte sich erst nach langen internen Richtungsstreitigkeiten als Sportklettern von der ‘klassischen’ Variante absetzen. Im weiteren Verlauf der Entwicklung haben sich zahlreiche Sub-Disziplinen ausgebildet; von mittlerweile großer Relevanz ist die Unterscheidung in Kunstwand-Kletterer einerseits und Kletterer, die im Wesentlichen an natürlichen Felsen zugange sind, andererseits.
Literatur
Strukturen
Durch die Verbreitung von Kletterhallen hat sich die Kletterszene in den letzten Jahren grundlegend umstrukturiert, ja nachgerade gespalten: Die einen erheben für sich den Anspruch, die ‘wahren’ Kletterer zu sein und betonen dabei, dass sie Kletterhallen nur zu Trainingszwecken akzeptieren und dem Klettern an natürlichen Felsen grundsätzlich den Vorzug geben. Dieser Gruppierung gehören viele Kletterer an, die schon vor dem ‘Boom’ der Kletterhallen aktiv waren, worauf sie selbstredend immer wieder verweisen.
Die andere Partei klettert überwiegend, wenn nicht ausschließlich an künstlichen Kletteranlagen (so genannte ‘Plastikwandkletterer’). In der Regel handelt es sich hier um (zeitlich wie identifikatorisch) weniger engagierte und weniger leistungsorientierte Kletterer – mit Ausnahme der Gruppe der hoch spezialisierten Wettkampfkletterer.
Die Kletterszene segmentiert sich darüber hinaus entlang unterschiedlicher Leistungsniveaus einerseits, entlang präferierter Klettergebiete bzw. Kletteranlagen andererseits. Dergestalt finden sich lokale Kletter-Szenen, die sich intern wiederum in mehr oder weniger leistungshomogene Kletter-Cliquen aufspalten. Innerhalb dieser Cliquen bestehen in der Regel bestimmte stilistische Präferenzen, d. h. Präferenzen hinsichtlich der Gestaltung von Klettertagen bzw. Kletterurlauben einschließlich des Abendprogramms.
Fakten
Laut Expertenschätzungen beläuft sich die Größe der Szene auf 400.000 Aktive im deutschsprachigen Raum. Die Hälfte dieser Aktiven ist erst in den letzten fünf Jahren zur Szene gestoßen. Dieser Wachstumstrend dürfte sich in den kommenden Jahren fortsetzen.
Die jüngsten Sportkletterer sind in der Regel zehn bis zwölf Jahre alt – Tendenz sinkend. Nach oben hin sind kaum Grenzen gesetzt. Allerdings ist die Mehrzahl der Kletterer zwischen 20 und 35 Jahre alt.
Nach wie vor findet man bei Kletterern eine Mehrheit an Abiturienten und Studenten. In jüngster Zeit zeichnet sich jedoch die Tendenz zur bildungsmäßigen Nivellierung ab. Frauen und Mädchen sind mit einem geschätzten Anteil von 35 Prozent unterrepräsentiert. Auch die geschlechtsspezifische Nivellierung schreitet jedoch voran.
Relations
Für Sportkletterer typische Ausgleichssportarten – z. B. Mountainbiken, Snowboarden, Skifahren – lassen sich dem Bereich des Breitensports zuordnen. Dass zu anderen Szenen keine charakteristischen Verbindungen bestehen, lässt sich womöglich durch die Indifferenz der Sportkletterer hinsichtlich ihrer musikstilistischen Präferenzen erklären. Die Sportkletterszene ist auf vielfältige und in der gesamten Szenelandschaft wohl einzigartige Weise mit einem Verein verwoben – dem Deutschen Alpenverein (DAV). Einerseits braucht der DAV die Sportkletterer als aktive, sichtbare und jugendliche Mitglieder, andererseits sind die Kletterer auf den DAV angewiesen – im Hinblick auf politisches Gewicht im Konflikt mit Umweltschützern und zur Finanzierung künstlicher Kletteranlagen. Außerdem hat sich der Alpenverein eine wichtige Position im Wettkampfgeschehen erarbeitet.
Fokus
Sportkletterer zielen nicht auf die Erreichung eines Gipfels ab, sondern auf die Überwindung einer bestimmten Kletterstrecke in einem bestimmten Stil. Nicht die Gefährlichkeit dieser Strecke macht den Reiz aus: Sportklettern ist kein Risikosport. Und auch nicht die Länge dieser Strecke (im Szenejargon: Route) ist von Relevanz – sie kann mehrere hundert, manchmal aber auch nur drei Meter betragen.
Bedeutsamer ist deren Schwierigkeitsgrad (hierzu existieren je länderspezifische Schwierigkeitstabellen). Insofern geht es beim Sportklettern zunächst um Leistung; Sportklettern ist eben nicht zuletzt auch ein Sport, allerdings ein hochindividualisierter: Über den Zeitpunkt und das Ausmaß der Leistungserbringung entscheidet der Kletterer gemäß eigener Präferenzen – mit Ausnahme von Wettkämpfen.
Schwierigkeitsgrade von Kletterstrecken stehen in engem Zusammenhang mit dem Stil ihrer Überwindung. Einer expliziten Regelung in der Szene zufolge gilt eine Route nur dann als geklettert, wenn die in der Felswand befindlichen Haken ausschließlich zur Sicherung, nicht aber zur Fortbewegung verwendet werden. Der Kletterstil eines Sportkletterers (und dazu gehören sowohl die Ästhetik der Bewegungen als auch strategische Gesichtspunkte) spielt im Übrigen jenseits der Einhaltung expliziter Regeln eine erhebliche Rolle – ähnlich dem Fahrstil eines Ski-Fahrers.
Derartige ästhetische Maßstäbe gelten ganz wesentlich auch für die jeweils zu bewältigenden Routen; als Kriterium gilt in erster Linie die Ästhetik der (erfolgversprechenden) Bewegungen, welche sich aus der Abfolge je vorhandener Griffe und Tritte ergeben. Für Routen an natürlichen Felsen kommen darüber hinaus die Imposanz der Routenführung und die Qualität des Gesteins in Betracht.
Jede Sportkletterroute hat also ihren eigenen Charakter – und zumindest an natürlichen Felsen auch ihren eigenen Namen und ihren je eigenen ‘Ruf’. Entsprechend gilt es unter Sportkletterern auch, die Bewältigung (‘Begehung’) von Routen mit hohem Ansehen vorweisen zu können. Insofern kommt beim Sportklettern auch der Aspekt der Raumaneigung hinzu: Man ‘sammelt’ Begehungen von möglichst schwierigen, möglichst angesehenen, möglichst ‘schönen’ Routen.
Einstellung
Sportklettern ist individualisierter Leistungssport. Sportkletterer handeln erfolgsorientiert und sehen sich in einem Wettkampf – allerdings nur sekundär mit anderen. In erster Linie besteht der Reiz in der persönlichen Entwicklung, die sich an der Überwindung immer schwierigerer Routen manifestiert. Gleichwohl bleiben angestrebtes Leistungsniveau und entsprechende Trainingsintensität individuelle Angelegenheiten.
Sportklettern ist aber auch spaßorientiertes Handeln. Spaß macht zunächst das unmittelbare Erleben der eigenen, als ästhetisch empfundenen Bewegungen. Dennoch geht es Sportkletterern darüber hinaus um das Gesamterlebnis ‘Klettern’, welches aus vielen zusätzlichen Aspekten wie Natur-, Gemeinschafts- oder eben auch Erfolgserlebnis zusammengesetzt sein kann.
In der Verbindung von Erfolg und Spaß, von Individualismus und Gemeinschaftsgeist zeigt sich die generelle Ausrichtung der Sportkletterer am Ideal der Selbstverwirklichung: Einerseits zielt alles Klettern auf individuelle Weiterentwicklung im Rahmen selbstgewählter ästhetischer Kriterien ab, andererseits spielen überindividuelle Maßstäbe (idealtypisch: die Schwierigkeitsskala) und Gemeinschaftserlebnisse eine konstitutive Rolle.
Lifestyle
Sportkletterer im Kern der Szene sehen ihr Tun nicht lediglich als Hobby, sondern als strukturgebenden Bestandteil ihres Lebens. Für diese Kletterer ist es selbstverständlich, die Wochenenden und zumeist auch die gesamte Urlaubszeit am Fels zu verbringen. Unter der Woche werden in der Regel zumindest ein paar Trainingsstunden eingeplant. ‘Echter’ Sportkletterer in diesem Sinne zu sein bedeutet, die Freizeit zu großen Teilen kletternd zu verbringen oder sogar das berufliche bzw. schulische oder universitäre Engagement entsprechend zu gestalten.
Das starke Wachstum der Szene in jüngster Zeit ist allerdings mit einer starken zahlenmäßigen Zunahme der Hobbykletterer verbunden. Diese haben den Weg zu ihrem Hobby meist über die Kletterhallen gefunden, ihr zeitliches Engagement ist deutlich geringer als das der ‘echten’ Sportkletterer.
Ob Hobbykletterer oder ‘echter’ Sportkletterer: Die Sportkletterer-Szene verpflichtet ihre Anhänger auf keinerlei Verhaltensvorschriften außerhalb der Szene. Was wer warum und wie tut, bleibt seine Sache; ideologische Überbleibsel der alternativen Wurzeln sind allenfalls noch in dem Motto ‘Der Weg ist das Ziel’ zu finden.
Wie in anderen Szenen auch, nimmt das Engagement in der Regel mit zunehmendem Alter ab: Das dem Sportklettern immanente Selbstverwirklichungskonzept verlagert sich dann in vielen Fällen in Richtung Berufsgestaltung. Der Begeisterung für den Sport tut das in der Regel keinen Abbruch. Allerdings treten Leistungsaspekte zugunsten ästhetischer Ansprüche in den Hintergrund: Man geht nunmehr vor allem zum Klettern, um Spaß und Ausgleich zum Alltag zu haben.
Symbole
Sportkletterer sind nach wie vor häufig an ihrer Bekleidung zu erkennen, soweit sie sich in szenischen Kontexten bewegen – und das muss nicht nur unmittelbar beim Klettern sein, sondern auch auf Szeneparties oder an Kletter-Wochenenden bzw. -Urlauben. Das dominante Prinzip der Funktionalität (typisch sind so genannte ‘Faserpelze’, also Jacken und Pullover aus Fleece-Material, aber auch enganliegende, dehnbare Hosen) wird inzwischen überlagert von einem aus anderen Szenen herüberschwappenden stilistischen Sampling. Die meisten Kletterer tragen mittlerweile ‘angesagte’ Marken (‘lost arrow’, ‘e9′, ‘arc’teryx’, ‘schöffel’, ‘vaude’, ‘black diamond’ usw.).
Von (zumindest in Deutschland) noch immer wesentlicher, wenn auch nicht mehr allerorts explizierter Bedeutung ist der ‘Rote Punkt’, der ab den späten Siebzigern an den Einstiegen zu jenen Routen (schlicht als Farbauftrag) zu finden war, die nach den Regularien der Sportkletterer bewältigt worden waren. An diesen ‘Roten Punkten’ entfachte sich der Konflikt um Definitionsmächte über stilistische Prinzipien zwischen den Sport- und den traditionellen Kletterern. Im Zuge der Durchsetzung von Sportkletterprinzipien wurden diese ‘Roten Punkte’ sukzessive durch (mehr oder weniger gelungen gestaltete) Routennamen (z. B. ‘Zombie’, ‘Face’, ‘Wallstreet’) ersetzt.
Den größten Symbolgehalt haben jedoch bestimmte Schwierigkeitsgrade, die historische Wendepunkte markieren (’7′ in Deutschland, ’5.10′ in den USA, 8a in Frankreich). ‘Klassischen’ Routen dieser Kategorien kommt besondere Bedeutung zu, Buchveröffentlichungen (‘Der XI. Grad’) sind oftmals entsprechend übertitelt und sogar Firmen im Szenekontext (z. B. die Marke ‘Five-Ten’) benennen sich oder ihre Produkte bisweilen danach.
Rituale
Das Klettergeschehen in Klettergärten oder an künstlichen Wänden vollzieht sich im Rahmen eines basalen Ordnungsprinzips: Als grundlegende soziale Einheit gilt die Seilschaft, bestehend aus zwei Seilpartnern, die sich im Klettern und Sichern abwechseln. In ihrer konkreten Gestalt bestehen Seilschaften manchmal lediglich situativ (z. B. für eine Route), haben oftmals aber auch länger Bestand, sind bisweilen Teil einer Gruppe, häufig aber auch autonom.
Seilpartner kommunizieren miteinander, gerade auch, während einer von beiden klettert. Ein immer wiederkehrendes Interaktionsritual dient der Steigerung der Aufmerksamkeit beim Sichernden: Gerade nicht (nur) vor heiklen Kletterpassagen, sondern vor allem auch bei entsprechend ‘unaufmerksamem’ Verhalten des (zumeist am Boden und oftmals eben inmitten anderer Kletterer stehenden) Sicherungspartners warnt der Kletternde vor möglichen Stürzen; mit dem Hinweis auf seine volle Teilhabe am Geschehen stellt der Sichernde die Einheit ‘Seilschaft’ wieder her.
Neuere Disziplinen weichen das Ordnungsprinzip der Seilschaft mehr und mehr auf. Vor allem beim Bouldern spielen Seilschaften keine Rolle, aber auch beim ‘Deep Water Soloing’ (‘DWS’) – also beim seilfreien Klettern über tiefem Wasser – gibt es kein paarweises Vorgehen.
Sportkletterer feuern einander an: Unternimmt jemand einen ‘ernsthaften’ Versuch zur Durchsteigung einer Route (die Alternative besteht darin, sich eine Route nur ‘anzusehen’, d. h. sich immer wieder in das Sicherungsseil zu ‘hängen’ und Passagen zu üben), zieht er damit oftmals die Aufmerksamkeit der sonstigen Anwesenden auf sich, sofern die Route ‘interessant’ ist – z. B. durch ihren Schwierigkeitsgrad. Angefeuert wird nicht nur von der ‘eigenen’ Clique, sondern mit zunehmender Dramatik der Durchsteigung von immer mehr Anwesenden, die diese Dramatik durch ihre Zurufe noch steigern (z. B. ‘alez’ in Frankreich, ‘Komm’ oder ‘Zieh’ in Deutschland). Gleiches gilt beim Bouldern und beim DWS.
Die Durchsteigung einer Route gibt immer wieder Anlass zur Diskussion: In erster Linie diskutiert man über Lösungsmöglichkeiten von Schlüsselstellen und über die Schwierigkeitsbewertung. Zur Teilnahme sieht sich in der Regel nicht nur die betreffende Seilschaft bemüßigt, sondern diverse Anwesende – sei es aus Interesse an Kommentaren des Bezwingers, sei es, um seine eigene Meinung zur Route kundzutun. Solche Diskussionen sind zentral nicht nur für eine ‘funktionierende’ Schwierigkeitstabelle, sondern auch für den Gesamtzusammenhang der Szene.
Events
Sportkletter-Wettkämpfe haben mehr und mehr Event-Charakter. Inzwischen ziehen die meisten Wettkämpfe relativ viele Interessierte an und verheißen ein mehrdimensionales und besonderes Erlebnis. Neben den eigentlichen Wettkämpfen werden zum Beispiel Klettervideos gezeigt. Zum Abend hin klingen viele Wettkämpfe mit Dia- und Filmvorträgen und mit einer Party aus.
Immer bedeutsamer werden in jüngster Zeit Events in Kletterhallen. Das können Spaß-Wettkämpfe für Amateure sein, aber auch so genannte ‘Boulder-Nights’, zu denen eine Kletterhalle die ganze Nacht geöffnet hat. Musik und Party liefern dann den Rahmen für Boulderaktivitäten.
Die Sportkletterer-Szene weist im Vergleich mit anderen Szenen trotzdem noch immer einen niedrigen Eventisierungsgrad auf. Das szenische Hauptgeschehen spielt sich bei den Kletterern außerhalb solcher Events ab.
Treffpunkte
An Kletterfelsen (die in der Regel selten höher als zwanzig bis vierzig Meter sind und oftmals als ‘Klettergärten’ bezeichnet werden) und in Kletterhallen wird nicht nur geklettert, sondern auch kommuniziert – zwischen den jeweiligen Kletterpartnern, aber auch über diese ‘Seilschaften’ hinaus. Oftmals tauchen Kletterer in größeren Gruppen auf oder treffen sich dort und kennen einander.
In größeren Städten und im Umkreis größerer Klettergebiete existieren lokale Kletterszenen, die auch jenseits der Klettermöglichkeiten Treffpunkte etabliert haben. Als solche Treffpunkte fungieren Kneipen, an Kletterhallen angelehnte Gastronomien oder auch private Räumlichkeiten. Sofern sich in Letzteren auch so genannte ‘Boulderwände’ befinden (z. B. niedrige Holzwände mit Griffen und Tritten), werden diese oftmals von lokalen Cliquen als Trainingsmöglichkeiten genutzt.
Im Umkreis größerer Klettergebiete finden sich in der Regel auch Campingplätze oder (zumeist einfachere) Übernachtungsmöglichkeiten, die in der Szene als Treffpunkte bekannt sind. Diese haben große Bedeutung im Hinblick auf abendliche Geselligkeiten, welche für nicht wenige Kletterer einen wesentlichen Anteil an Kletterreisen ausmachen.
Medien
In Deutschland gibt es zwei überregionale Sportkletter-Magazine (‘Klettern’ und ‘Climb’), daneben existieren einige kleinere Fanzines von regionaler Bedeutung. Im Internet haben sich zahlreiche Szene-Seiten etabliert (führend in deutscher Sprache: ‘climbing.de’), die mehr und mehr die Funktion dieser kleineren Fanzines übernehmen. Neben Ereignissen im Spitzenkletterbereich, Informationen zu Klettergebieten, Szeneklatsch, Wettkämpfen, Leserbriefen und Diskussionen zu aktuellen Themen nehmen vor allem auch Fotos bekannter Kletterer in Aktion viel Raum ein – sowohl im Internet als auch in den Printmedien.
Ein wichtiges Medium in der Szene sind aber auch so genannte ‘Kletterführer’. Daraus bezieht der Sportkletterer Informationen über jene Klettergebiete, die er besuchen möchte, also Informationen darüber, wie man zu welchen Felsen gelangt und wie viele bzw. welche Routen in welchen Schwierigkeitsgraden dort anzutreffen sind. Solche Kletterführer thematisieren mittlerweile auch künstliche Kletteranlagen.
In dem Magazin ‘Panorama’ wird die Verwobenheit der Szene mit dem Deutschen Alpenverein (DAV), der als Herausgeber firmiert, deutlich. Einerseits ist dieses Magazin an alle (600.000) Vereinsmitglieder gerichtet und bietet deshalb ein Themenspektrum an, das weit über die Belange der Sportkletterer hinausreicht. Andererseits sind gerade Letztere ein wichtiges Klientel im Hinblick auf das anvisierte sportlich-jugendliche Image des Vereins; insofern sind Themen aus dem Kontext Sportklettern dort an prominenter Stelle angesiedelt.