Szeneprofil: Skateboarding
Intro
Skateboarding ist eine hochgradig voraussetzungsvolle Sportart. Ziel ist die Beherrschung möglichst vieler und möglichst schwieriger ‘Tricks’ an unterschiedlichsten ‘Spots’ im öffentlichen Raum, in ‘Skate-Parks’ und/oder in ‘Skate-Hallen’. Skateboarding bedeutet für Skaterinnen und Skater jedoch wesentlich mehr als ‘nur’ Sport: Für sie ist Skateboarding mit einem bestimmten ‘Lifestyle’ verknüpft, der alle Lebensbereiche umfasst. Somit bildet die Zugehörigkeit zur Szene ein wesentliches sinn- und identitätsstiftendes Element. Eine kulturelle Synthese aus dem Willen zur Aneignung von Räumen und Objekten, ein ausgeprägtes Leistungs- und Wettbewerbsverhalten sowie ein damit verbundener Anspruch an sportliche Härte und Kreativität zeichnet diese Szene aus.
History
Die ersten Skateboards tauchten bereits Ende der 1950er Jahre in Kalifornien auf, konnten sich damals aber nicht durchsetzen, weil sie technisch noch nicht ausgereift waren. Erst als Anfang der 1960er Jahre die ersten maschinell gefertigten Skateboards auf den Markt kamen, hat sich das Skateboarding zunächst in den USA verbreitet. Die Boards fanden reißenden Absatz und es kam zu einem ersten großen ‘Skatboard-Boom’. Durch technologische Innovationen, wie z.B. die Entwicklung einer neuen Rollentechnologie, die Erfindung des ‘Kicktails’, die Einführung der Rampe in ihren verschiedenen Formen oder die Modifikation der Brettform, breitete sich Skateboarding sukzessive auch international aus und ist mittlerweile zu einer eigenständigen, hochgradig ausdifferenzierten Sportart geworden.
Mitte der 1970er Jahre schwappte die ‘Skateboard-Welle’ nach Europa über. In Deutschland waren es zunächst Angehörige der US-Army, die skateten. Da zu dieser Zeit in München besonders viele US-Amerikaner kalifornischer Herkunft stationiert waren, entwickelte sich diese Stadt zur ersten ‘Skate-Hochburg’ in Deutschland. ‘Kopf’ der Münchner Szene war der Skater Lulu Magnus, durch dessen Initiative 1977 der erste Skate-Park Deutschlands entstand. Zu Beginn der 1980er Jahre trat Titus Dittmann erstmals in Erscheinung: Er hat den Sport und das zugehörige Material im Anschluss an einen USA-Aufenthalt in seine Heimatstadt Münster gebracht und dort populär gemacht. Lebendige lokale Szenekulturen finden sich heute in den meisten deutschen großstädtischen Räumen.
Mit der Initiierung der ‘Extreme Games’ (X-Games) und deren weltweiter Ausstrahlung im TV im Jahr 1995 erhielten Trend- und Extremsportarten wie das Skateboarding weitere Aufmerksamkeit und die weltweite Skateszene einen weiteren Zuwachs. Während der X-Games im Jahr 1999 gelang dem Profi-Skater Tony Hawk erstmals ein ‘900er’, eine zweieinhalbfache Drehung um die eigene Körperlängsachse in der Halfpipe. Dieses außergewöhnliche Luftmanöver gilt bis heute als einer der legendärsten Tricks im Skateboarding. Das damalige Ereignis wird noch immer als denkwürdig in der Szene gefeiert.
Literatur
- Borden, Iain (1997): Performing the City. In: Gelder, Ken: The Subcultures Reader. London u. a.: Routledge, S. 256–268.
- Borden, Iain (2001): Skateboarding, Space and the City. Architecture and the Body. Oxford, New York: Berg.
- Bock, Katharina (2017): Kommunikative Konstruktion von Szenekultur. Skateboarding als Sinnstiftung und Orientierung im Zeitalter der Digitalisierung. Weinheim, Basel: Beltz Juventa.
- Lombard, Kara-Jane (2016, Hrsg.): Skateboarding. Subcultures, Sites and Shifts. London, New York: Routledge.
- Brooke, Michael (2001): The Concrete Wave. The History of Skateboarding. 5. Auflage, Toronto: Warwick Publishing.
- Buckingham, David (2009): Skate Perception: Self-Representation, Identity and Visual Style in a Youth Subculture. In: Buckingham, David/Willett, Rebekah (Hrsg.): Video Cultures: Media Technology and Everyday Creativity. Basingstoke: Palgrave Macmillan, S. 133–151.
- Petrone, Robert (2012): “You have to get hit a couple of times”: The role of conflict in learning how to “be” a skateboarder. In: Delamont, Sara (Hrsg.): Ethnographic Methods in Education. Los Angeles u. a.: Sage Publications Ltd., S. 307–326.
- Schweer, Sebastian (2014): Skateboarding. Zwischen urbaner Rebellion und neoliberalem Selbstentwurf. Bielefeld: Transcript.
Strukturen
Der für die Skateszene allgemeine Wissensbestand umfasst die drei Bereiche ‘Flat’, ‘Curb’ und ‘Transition’. Damit verbunden ist ein sich erhöhender Schwierigkeitsgrad – von einfachen Tricks auf flachem Untergrund (z.B. Straßen und Gehwege) über das Einbeziehen von Objekten unterschiedlicher Art (z.B. Stufen, Geländer und diverse Hindernisse) bis hin zum Befahren von Rampen oder Quarter- und Halfpipes.
Bei der Skateszene lassen sich diverse Distinktionsbestrebungen finden. Menschen, die nicht skaten, gehören ebenso wenig zur Szene wie Menschen, die Inline-Skates oder Longboard fahren. Und auch innerhalb der Szene wird stark selektiert, wer dazu gehören darf und wer ausgeschlossen wird. Anerkennung und Wertschätzung erhalten vor allem Menschen, die Leistungs- und Risikobereitschaft zeigen, die die ‚richtigen‘ Materialien haben und die ‚richtigen‘ Marken tragen. Aber auch Kriterien wie ‚Coolness‘ und ‚Style‘ in der Bewegung werden angelegt, und zuweilen wird noch immer nach Geschlecht selektiert.
Eine vertikale Differenzierung der Skateszene wird bei Contests deutlich. Hier werden die Fahrer/innen in unterschiedliche Startgruppen eingeteilt: In der A-Gruppe starten die gesponserten Fahrer/innen, die so genannten Pro’s; in der B-Gruppe die nicht-gesponserten Fahrer/innen, die so genannten Am’s. Daneben gibt es auf vielen Contests noch die C-Gruppe für Skater/innen, die bisher über keine oder nur wenig Contest-Erfahrung verfügen und zumeist auch noch recht jung sind.
Neben diesen Differenzierungen nach sportlichen Kriterien wird außerdem zwischen ‘New-School’ und ‘Old-School’ unterschieden. Bezüglich Outfit, Material und Tricks orientieren sich Old-School-Skater/innen an den Szene-Standards der Anfänge der Skateszene. Im Gegensatz zu New-School-Skater/innen ignorieren sie Neuerungen und Innovationen, die längst Einzug in die Szene gehalten haben, oder nutzen diese bewusst nicht. Musikalisch favorisieren Old-School-Skater/innen eher Punk-Musik, die ursprünglich bevorzugte Musikrichtung der Szene, aus der dann später auch die spezielle Richtung des ‘Skate-Punk’ hervorgegangen ist, während New-School-Skater/innen häufig Hip-Hop Musik bevorzugen. In jüngster Zeit gewinnt Punk jedoch auch bei jüngeren Szenegänger/innen wieder stark an Popularität.
Aus dem Skateboarding entwickelten sich zudem auch neue, inzwischen eigenständige sportliche Disziplinen. Zu nennen ist hier das Snowboarden, das von vielen Skatern im Winter betrieben wird, und eine recht neue Sportart, das Wakeboarden (ähnlich dem Wasserski-Fahren, allerdings auf einem Brett stehend).
Fakten
Weder für Deutschland noch international ist exakt bestimmbar, wie viele Menschen skaten und/oder sich der Skateszene zugehörig fühlen. Ebenso wenig lässt sich die (deutsche) Szene auf bestimmte Zentren festlegen. Denn Skaten lässt sich nahezu überall. Meist findet sich jedoch eine geeignete Infrastruktur und eine lebendige lokale Szenekultur vor allem in (groß-)städtischen Räumen. Eine konkrete Altersspanne, in der Menschen skaten, gibt es nicht. Festzustellen ist aber, dass vor allem Menschen in Kindheit und Jugendalter intensiv skaten, und zwar auch weil sie vergleichsweise viel frei verfügbare Zeit haben. Die Teilhabe am Szeneleben in Form von Szenepartys oder Reisen zu Contests beginnt allerdings meist erst im Teenager-Alter.
Skateboarding wird häufig als ausschließlich männlich dominierte Jugendszene wahrgenommen. Hierzu tragen auch die szenetypische mediale Darstellung und die Struktur der Szene bei: Frauen werden an szenekommunikativen Prozessen kaum beteiligt. So ist der Anteil an Frauen in Skate-Teams und Videos, auf Magazin-Covern, in Personenportraits oder der sonstigen Berichterstattung verschwindend gering. Sie spielen weder eine Rolle als Punktrichterinnen im Rahmen von Contests und treten genauso wenig als Redakteurinnen, Fotografinnen oder Video-Filmerinnen in Erscheinung. Die beabsichtigten wie auch unbeabsichtigten Marginalisierungen haben den Effekt, dass Mädchen und Frauen in der Skateszene meist lediglich in der Rolle als Freundin und Zuschauerin wahrgenommen werden. Darüber hinaus gehen die meisten Skater (also Männer) davon aus, dass den skatenden Mädchen und Frauen die nötige sportliche Härte fehlen würde.
Relations
Vielfältige Überschneidungen existieren zur HipHop-Szene, deren Konzerte zum Teil im Rahmen von Skate-Contests stattfinden. Allerdings ist Skateboarding heute immer weniger an bestimmte Musikgenres gebunden. Skater/innen frequentieren zwar häufig dieselben Spots wie Inline-Skater/innen und Fahrer/innen von BMX-Fahrrädern. Dabei kommt es aber zu wenigen Überscheidungen. Eher gehen sich die verschiedenen Szenegänger/innen dort eher aus dem Weg.
Fokus
Skaten ist eine voraussetzungsvolle sportliche Aktivität, deren Ziel darin besteht, möglichst viele und möglichst schwierige Tricks ‘stehen’ und diese miteinander kombinieren zu können. Die Erreichung dieses Ziels erfordert – neben einem außerordentlichen Maß an Ausdauer und Disziplin – sehr viel körperliches Geschick und umfassende Fähigkeiten im Umgang mit dem Skateboard. Das Erlernen eines neuen Tricks kann mehrere Wochen und Monate in Anspruch nehmen, dessen Perfektionieren kann sogar Jahre dauern. Deshalb macht das Beherrschen dieser Sportart Skater/innen in ihrer Selbstwahrnehmung zu etwas Besonderem, zu Jemandem, der etwas tut, was nicht jeder Mensch kann.
Wie bei anderen Sportarten auch, spielt Leistung in der Skateszene eine wichtige Rolle. Angesehen sind diejenigen, die besonders schwierige Tricks beherrschen und/oder miteinander kombinieren können. Dennoch gibt es zu klassischen Sportarten Unterschiede: Z.B. In Abgrenzung zur Leichtathletik ist die Leistung im Skateboarding nicht eindeutig messbar. Denn hier sind Kreativität und Ästhetik der Bewegungen wichtige Kriterien. In Abgrenzung zum Fußball besteht der Reiz des Skatens nicht in der direkten Auseinandersetzung mit einem Gegner, sondern in der Vervollkommnung des eigenen Bewegungskönnens.
Beim Skaten sollen jedoch nicht nur von anderen vorgegebene oder in der Skateszene bereits bekannte Kunststücke nachgeahmt werden. Ein wesentliches Moment ist darüber hinaus die Entwicklung neuer Tricks und der kreative, trickreiche Umgang mit der Architektur und diversen Objekten des öffentlichen Raums. Skater/innen fasziniert die ‘Bearbeitung’ zweckfremder Orte und Objekte mit ihrem ‘Werkzeug’, dem Skateboard. Es ist die Transformation von Leblosem (wie Mülleimern, Treppenstufen, Geländern) in ‘lebendige’ Landschaften, die Eroberung bzw. Aneignung urban-anonymer Räume, die das Skaten vom reinen Sport zu einem künstlerischen Gestalten macht.
Einstellung
Wer ‘wirklich’ und ‚richtig‘ skaten will, lässt sich auf eine komplexe, schwierige und nur mit sehr viel Zeitaufwand zu erlernende Bewegungsart ein. Die Aussicht darauf, (irgendwann) etwas Außergewöhnliches und spektakulär Aussehendes tun zu können, motiviert Szenegänger/innen immer wieder. Skaten wird zu einer täglichen Aufgabe und Herausforderung, der man sich jedoch freiwillig, selbstbestimmt und mit viel Freude stellt.
Skateboarding ist jedoch keine einsame Tätigkeit. Man trifft sich an Spots und hat Spaß daran, gemeinsam neuartige oder noch nicht beherrschte Tricks auszuprobieren und zu erlernen. Man unterhält sich, philosophiert über Tricks, Marken und Material, motiviert und filmt sich gegenseitig, hört gemeinsam Musik, fährt gemeinsam durch die Stadt oder ist schlicht nur gemeinsam an den gleichen Spots und fühlt sich allein dadurch einander zugehörig. Die Geselligkeit und das Gemeinschaftsgefühl sind wichtige Bezugspunkte der Szene.
Skater/innen leben in einer urbanen Welt, die sie als Möglichkeitsraum verstehen und an der sie sich skatend erfreuen. D.h. für sie stellt die Welt, in der sie leben, keineswegs einen zu verändernden Missstand dar (wie dies z.B. bei der Antifa oder bei Punks der Fall ist). Der urbane Raum bietet Gelegenheiten, eigene kreative Erfahrungen zu machen. Skater/innen lassen sich nicht von gesellschaftlichen Vorgaben und Normen einengen. Stattdessen tun sie, was sie wollen und was ihnen Spaß macht, und zwar wann, wo und wie auch immer. Nur so kann ihrer Meinung nach die Chance gewahrt werden, sich (weiter) zu entwickeln und einen eigenen Weg – beim Skaten wie auch im Leben – zu finden.
Lifestyle
Da viele Skater/innen noch minderjährig sind, wohnen sie typischerweise bei ihren Eltern und werden von ihnen finanziell unterstützt oder nehmen Gelegenheitsjobs an, um sich das erforderliche Material leisten zu können. Intensives Skaten erweist sich dabei als ausgesprochen kostenintensives Hobby: Beispielsweise müssen die Boards bei täglicher Benutzung nach etwa einem Monat ersetzt werden; ähnlich verhält es sich mit den Schuhen. Nicht nur kostet Skaten viel Geld, es erfordert auch einen sehr hohen – aber gerne erbrachten – zeitlichen Aufwand.
Skaten ‘kontaminiert’ typischerweise alle Lebensbereiche: Schulische oder berufliche Aktivitäten werden so angelegt, dass möglichst viel Zeit für die ‘eigentliche’ Beschäftigung bleibt. Freundschaften bestehen zum Großteil innerhalb der Szene, und auch Liebesbeziehungen werden dort gesucht oder haben mitunter stark unter dem Sport zu ‚leiden‘. Skateboarding wird als wesentlicher Bestandteil der individuellen Identität erachtet, die auch andere Menschen respektieren, mittragen und zuweilen auch ertragen sollen.
Symbole
Musik ist in der Skateszene allgegenwärtig – ob über Kopfhörer aufs Ohr, laut mit Hilfe portabler Boxen über das Handy abgespielt oder als schallende Geräuschkulisse in Skate-Hallen. Musik vermittelt ein synthetisches Gefühl von Brett, Umgebung, Spot und den individuellen Bewegungen.
Die Kleidung in der Skateszene kann man als Streetwear bezeichnen. Wert gelegt wird dabei sowohl auf Funktionalität und Bequemlichkeit, aber auch auf Ästhetik und szenespezifische Markenhersteller. Einen einheitlichen Kleidungsstil hat die Szene nicht. Stattdessen präsentiert sie sich modisch bewusst und vielfältig, weil man auch in Bezug auf das Styling stets bestrebt ist, sich aus der Masse abzuheben. Typisch aber sind unifarbene T-Shirts, meist mit Aufdrucken szenerelevanter Marken, sowie Basecaps oder Wollmützen, die man auch im Sommer trägt. Insbesondere dem Schuhwerk wird eine zentrale Bedeutung beigemessen, denn dieses muss eine optimale Reibung mit dem Skateboard gewährleisten, einen Sturz abfedern und zudem festen Halt bieten. Schuhe sind neben den Boards auch das meistbeworbene Produkt in Magazinen. Zahlreiche Firmen konkurrieren hier auf einem Markt, der als unberechenbar und schnelllebig gilt.
Rituale
Sei es an Spots im öffentlichen Raum, in Skate-Hallen oder -Parks, bei Contests oder anderen Events – in Face-to-Face-Begegnungen zeigt sich eine Vielzahl an Szeneritualen: Dazu gehören Begrüßungs- und Verabschiedungsrituale oder solche, mit denen Anerkennung und Wertschätzung für die jeweilige Leistung zum Ausdruck gebracht werden, das Einhalten von Do‘s und Don’ts, außerdem das Durchführen kleiner Battles oder Spiele (wie etwa das ‘Game of SKATE’). Mit dem Wissen um und mit der korrekten Anwendung derartiger Handlungsmuster zeigen Menschen auch ihre Zugehörigkeit zur Szene an.
Events
Das Hauptevent der Skateszene ist der Wettkampf, der so genannte Contest (wichtige Contests sind z.B. der C.O.S.-Cup oder der World Cup Skateboarding), bei dem es jedoch nicht ausschließlich und in erster Linie um Platzierungen geht, sondern auch um Gespräche, das Treffen von Freunden und Bekannten und die damit einhergehenden Gemeinschaftserlebnisse.
Außerdem haben Contests häufig ein umfangreiches Rahmenprogramm – von Breakdance-Vorführungen über Rampen oder kleine Parkours zur Benutzung für das Publikum bis hin zu diversen musikalischen Auftritten. Am wichtigsten ist jedoch die abendliche Party, an der typischerweise alle interessierten Menschen teilnehmen dürfen.
Treffpunkte
Als Treffpunkte, in der Szene ‘Spots’ genannt, fungieren Örtlichkeiten, die in besonderer Weise für das Skaten geeignet sind. Eine wichtige Rolle spielt dabei zunächst der Belag: Beispielsweise wird die sogenannte Domplatte in Köln (der Vorplatz zwischen Hauptbahnhof und Dom) in der Szene einhellig als ‘gigantisch guter Belag’ bezeichnet und ist deswegen ein sehr beliebter und auch über Köln hinaus bekannter Spot. Die Eignung eines Spots hängt im Wesentlichen aber auch davon ab, wie viele Tricks dessen bauliche Struktur möglich macht.
Zu Treffpunkten zählen im Weiteren auch Skate-Hallen und -Parks. Abgesehen von ‚Vert-Skatern‘, die in einer Halfpipe skaten, sind jedoch derartige vorstrukturierte Spots oftmals unpopulär, weil kaum Möglichkeiten zu einer vielfältigeren, kreativen Raumaneignung gegeben sind. Deshalb haben sie bei den ‚richtigen‘ Skater/innen meist denselben schlechten Ruf wie die von Stadtplanern und Jugendclubs gut gemeinten künstlichen Freiluftanlagen.
Außerdem gibt es noch eine weitere Kategorie von Treffpunkten, nämlich solche, an denen nicht geskatet wird, aber dennoch Szeneleben stattfindet: Die Skate-Shops. Hier halten sich Skater/innen häufig über einen längeren Zeitraum auf, verschaffen sich einen Überblick über das zum Verkauf stehende Warenangebot, unterhalten sich über örtliche und überregionale Spots, über die Qualität von Kleidung und von Skateboards, über andere Skater/innen, anstehende Events u.ä. Solche Shops werden in der Regel von Leuten aus der Szene geführt und werden dann als ‘Skater-owned-Shops’ bezeichnet bzw. kommt zumindest das Personal aus der jeweiligen lokalen Szene.
Medien
Über (Online-)Medien werden vielfältige Wissensbestände, aber auch Szenenormen zu Fähigkeiten und Motivationslagen (v.a. Bewegungswissen, Wissen um wichtige Personen und Ästhetisierungsoptionen, Wissen um moderne Leistungs-, Erfolgs- und Wettbewerbsprinzipien, Wissen um Normen, Werte und Leitideen usw.) nicht nur veröffentlicht, sondern vielmehr noch verhandelt.
Wie in anderen Szenen auch, sind (Online-)Medien sehr wichtig für die Szene-Kommunikation. Zu den wichtigsten szenemedialen Erzeugnissen gehören Print-Magazine, vor allem aber E-Zines und Webseiten mit redaktionellen Inhalten. Großen Raum nehmen hier insbesondere Bilder und Videos von bekannten (größtenteils männlichen) Skatern ein, die vor der Kamera ihre spektakulären Tricks vorführen. Zu weiteren Inhalten zählen Personenprofile oder Interviews mit bekannten (ebenfalls meist männlichen) Skatern, Besprechungen von Skatespots, Berichte über Events, Touren oder Videoproduktionen, Artikel mit Rückblicken oder aktuellen Entwicklungstrends. Zu namhaften E-Zines, die zum Teil auch als gedruckte monats- oder quartalsweise Ausgaben erscheinen, zählen (nicht nur) im deutschsprachigen Raum unter anderem das SOLO Skateboardmagazine (Soloskatemag.com), das E-Zine Skateboardmsm.de, die Magazine Place (Placeskateboarding.de), Thrasher (Thrashermagazine.com) und Kingpin (Kingpinmag.com), das Transworld Skateboarding Magazine (Skateboarding.transworld.net), das Free Skateboard Magazine (Freeskatemag.com), das Concrete Wave Magazine (Concretewavemagazine.com) oder The Skateboard Mag (Theskateboardmag.com).
Zu den wahrscheinlich wichtigsten Kommunikationsmedien aber zählen Skatevideos. So heterogen wie die Skateszene selbst, so vielfältig ist auch ihr Videomarkt. Trotz aller Vielfalt sind kommerzielle Videos, deren Protagonist/innen durch szenerelevante Markenhersteller gesponsert werden, besonders beliebt. Diese Videos sind professionell produziert, wirken spektakulär und bieten meist aus verschiedenen Perspektiven einen Blick auf den Trick. Darüber hinaus dient der Profi gleichzeitig als ein Testimonial, mit dem sich andere Skater/innen identifizieren können und dessen Markenprodukte sie potentiell erwerben wollen. Darüber hinaus ist im Internet eine Vielzahl an Eigenproduktionen von Skater/innen zu finden, die ihr sportliches Können in ihrer jeweils heimischen Umgebung präsentieren. Häufig wird mit der Produktion und der medialen Verbreitung der Videos auch die Hoffnung verbunden, von potentiellen Sponsoren entdeckt und in einer angestrebten Profi-Karriere gefördert zu werden.